Ist die Glühlampe im Winter eine Zusatzheizung? ▼ (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 27.08.2009, 19:39 (vor 5328 Tagen)

Ist die Glühlampe im Winter eine willkommene kleine Heizquelle, die beim Ersatz von Glühlampen durch Energiesparlampen (ESL) entfällt und durch die konventionelle Heizung ausgeglichen werden muss? Und machen die daraus resultierenden Mehrkosten bei der Heizung die eigentlich gute Energiebilanz der ESL kaputt? Dies wollte ich von der Pressestelle des weltweit zweitgrößten Lampenherstellers wissen. Erfolg hatte ich damit (vorerst) keinen, denn mein freundlicher Gesprächspartner gestand frank und frei, dass ich der erste sei, der die Frage nach der erwünschten Heizwirkung von Glühlampen stellt. Top-Thema sei momentan der Quecksilbergehalt von ESLs. Eine Modellrechnung, in der die Heizwirkung von Glühlampen in die Jahresbilanz aus Licht + Heizung eingeht, kenne er nicht.

Während unseres Gesprächs fand der Mann ein plausibles Argument, das gegen die im Winter willkommene (vermeintliche) Heizunterstützung durch Glühlampen spricht: Lampen hingen in aller Regel oben unter der Zimmerdecke, ihre Wärme steigt den Gesetzen der Konvektion folgend noch weiter nach oben und der unten sitzende Sparfuchs hat fröstelnd das Nachsehen. Ein logisches Argument, schließlich gibt es Fußbodenheizungen und keine Deckenheizungen. Die rein theoretische Abhandlung, derzufolge eine 100-W-Glühlampe 95 W Wärmeleistung erbringt, wird der gestellten Frage jedenfalls nicht gerecht, ganz so einfach sind die Zusammenhänge nicht. Gegen Glühlampen als Heizung spricht auch deren in keiner Weise auf Wärmeabstrahlung in die Umgebung ausgelegte Bauform, etliche Wärme-Watt dürften über die gut wärmeleitenden Kupferadern im Mauerwerk und über die Lampenfassung schnell auf Temperaturen unter 20 °C "abgeleitet" werden, so dass sie kaum noch einen oder keinen Beitrag zur Raumlufterwärmung leisten können.

Wir sind jetzt so verblieben, dass meine Anfrage bei dem Unternehmen im Kuriositätenkabinett zwischengelagert wird. Sollte sich der Informationsbedarf in diese Richtung verdichten, bekäme meine Anfrage höhere Priorität ...

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=entry&id=33703

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Deckenheizungen?

Susi, Donnerstag, 27.08.2009, 21:08 (vor 5328 Tagen) @ H. Lamarr

Während unseres Gesprächs fand der Mann ein plausibles Argument, das gegen die im Winter willkommene (vermeintliche) Heizunterstützung durch Glühlampen spricht: Lampen hingen in aller Regel oben unter der Zimmerdecke, ihre Wärme steigt den Gesetzen der Konvektion folgend noch weiter nach oben und der unten sitzende Sparfuchs hat fröstelnd das Nachsehen. Ein logisches Argument, schließlich gibt es Fußbodenheizungen und keine Deckenheizungen. Die rein theoretische Abhandlung, derzufolge eine 100-W-Glühlampe 95 W Wärmeleistung erbringt, wird der gestellten Frage jedenfalls nicht gerecht, ganz so einfach sind die Zusammenhänge nicht. Gegen Glühlampen als Heizung spricht auch deren in keiner Weise auf Wärmeabstrahlung in die Umgebung ausgelegte Bauform, etliche Wärme-Watt dürften über die gut wärmeleitenden Kupferadern im Mauerwerk und über die Lampenfassung schnell auf Temperaturen unter 20 °C "abgeleitet" werden, so dass sie kaum noch einen oder keinen Beitrag zur Raumlufterwärmung leisten können.

Doch die gibt es, guckst du hier: Deckenstrahlungsheizung

Ist die Glühlampe im Winter eine Zusatzheizung? ▼

Christopher, Donnerstag, 27.08.2009, 21:30 (vor 5328 Tagen) @ H. Lamarr

Zu dem Thema hab ich mal ein bißchen recherchiert, und hier ein paar Überschlagswerte zum Wärmebedarf gefunden. Für ein Gebäude, das nach Wärmeschutzverordnung von 1995 gebaut wurde, setzt man im Jahresschnitt eine durchschnittliche Heizleistung von 50-60W/qm an. Wenn man also ein Zimmer mit 20qm annimmt, benötigt man im Jahresschnitt für dieses Zimmer eine Heizleistung von etwa 1-1.2kW.
Wenn man ein paar Voraussetzungen trifft, kann man den Beitrag der Glühlampen zur Heizung überschlagsweise ausrechnen. Also:
Angenommen wird:
Geheizt wird über 6 Monate im Jahr mit konstanter Leistung (also min. 2kW für das 20qm-Zimmer).
Die Glühbirne ist in der Heizperiode täglich 8h an, wobei der Einfachheit halber die gesamte elektrische Leistung "verheizt" werden soll. Im Durchschnitt wird von der Glühbirne also 100W*8h/24h=33.3W zugeheizt.
Gemessen an der gesamten Heizleistung von 2000W sind diese 33.3W genau 1.67%. Ob man dadurch merklich Heizkosten spart? Ich wage es zu bezweifeln...
Für Niedrigenergiehäuser oder Nullenergiehäuser sieht die Rechnung natürlich anders aus. Bei Bade- oder Schlafzimmern, in denen man keine 8 Stunden am Tag das Licht brennen hat, kommt man ebenfalls auf andere Ergebnisse (noch niedrigere Beiträge nämlich).

Troll-Wiese:
http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=33704

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Sie ist. Nur rechnet keiner mit ihr.

AnKa, Donnerstag, 27.08.2009, 21:37 (vor 5328 Tagen) @ H. Lamarr

Lampen hingen in aller Regel oben unter der Zimmerdecke, ihre Wärme steigt den Gesetzen der Konvektion folgend noch weiter nach oben und der unten sitzende Sparfuchs hat fröstelnd das Nachsehen.

Das Empfinden des einzelnen Sparfuchs ist nicht das ganze Bild. Eine Glühlampe emittiert z.B. 50 Watt an Wärme, die irgendwo im Haus bleiben. In Ihrem Beispiel erwärmt sich unter vereinfachter Annahme die Decke - bedeutet z.B. in einem mehrstöckigen Haus, dass sich die Kernwärme des ganzen Gebäudes erhöht; eine Betondecke kann man in diesem Sinne auch als Wärmespeicher verstehen. Auch Wärme, die z.B. ein Kachelofen oder eine Konvektionsheizung erzeugt, "verschwindet" zu einem gewissen Anteil in den Mauern und Decken und erwärmt diese. Das soll sie sogar, sonst gäb's Schimmelprobleme...

Insofern ist jedenfalls die Abwärme der Lampen nicht grundsätzlich ungenutzte Energie.

Ein logisches Argument, schließlich gibt es Fußbodenheizungen und keine Deckenheizungen.

Als "Deckenheizungen" (die also Wärme von oben herab gerichtet erzeugen) kann man z.B. Badezimmerstrahler ansehen, oder z.B. die Oberteile der "Sandwich"-Liegestätten in Solarien (obwohl die eigentlich nicht wärmen, sondern bloß UV-strahlen sollen). Es geht hierbei um Strahlungswärme - hingegen Konvektionsheizungen in Deckennähe anzubringen, würde zusätzliche Luftumwälzmaßnahmen erfordern. Sowas wiederum gibt es übrigens durchaus auch, in Form von Luftumwälzöfen im industriellen Bereich.

Gegen Glühlampen als Heizung spricht auch deren in keiner Weise auf Wärmeabstrahlung in die Umgebung ausgelegte Bauform, etliche Wärme-Watt dürften über die gut wärmeleitenden Kupferadern im Mauerwerk und über die Lampenfassung schnell auf Temperaturen unter 20 °C "abgeleitet" werden, so dass sie kaum noch einen oder keinen Beitrag zur Raumlufterwärmung leisten können.

Auch die in Ihrem beschriebenen Fall "abgeleitete" Wärme bleibt erstmal "im Zimmer", leistet also durchaus als Nutzwärme ihren bescheidenen Beitrag zur Wärmeenergieverbrauchsbilanz des gesamten Hauses. Gut möglich, dass diesen Anteil schon mal ein Student in seiner Diplomarbeit berechnet hat.

Interessant in diesem Zusammenhang wäre auch, einmal den Strahlungswärme-Anteil einer Glühlampe abzuschätzen, gegenüber dem Konvektionswärme-Anteil. Da gehen dann z.B. solche Parameter wie Lampenoberfläche, Masse oder Gewindegröße in die Rechnung ein.

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Ist die Glühlampe im Winter eine Zusatzheizung? ▼

Kuddel, Donnerstag, 27.08.2009, 22:33 (vor 5327 Tagen) @ H. Lamarr

Natürlich haben Glühlampen einen Heiz-Effekt. Schauspieler wissen ein Lied davon zu singen...denen wird es mitunter mächtig warm im Scheinwerferlicht.

Die zusätzliche elektrische Heizleistung einer Glühbirne wird im Winter auch den Öl/Gas-Verbrauch mindern, so wie jeder andere elektrische Verbraucher. Man denke nur an die alten Röhrenfernseher bzw heutige Plasma-Fernseher. Da regelt mitunter sogar der Thermostat den Heizkörper kalt, wenn der Fernseher an ist..

Bei einer Lavalampe wird die Wärmeleistung sogar gezielt genutzt, um das Wachs zu schmelzen und es im Wasserbad aufsteigen zu lassen.

Aber: Während bei der Öl/Gasheizung über 90 % des Energiegehalts als Nutzwärme zur Verfügung stehen, sind es bei der Glühlampe nur ca 30..40%.
Grund: Wirkungsgrad des Kraftwerks (Wärme=> Strom-Umwandlung) und Leitungsverluste auf dem Weg zum Verbraucher lassen mehr als die Hälfte (bis zu 2/3) der Energie nutzlos in die Umwelt entweichen.
Insofern ist elektrisches Heizen eine Umweltsünde wenn der Strom aus fossilen Energien gewonnen wird.

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Minus + Minus bleibt Minus ▼

Gast, Freitag, 28.08.2009, 01:51 (vor 5327 Tagen) @ H. Lamarr

Nun Spatenpauli,

eines hat uns der wuff, der anderen Nachhilfe in Physik empfiehlt, natürlich vorenthalten.

Strom wird mit einem Wirkungsgrad von rund 35% hergestellt. Wärme in Strom zu verwandeln und zurück in Wärme ist nicht sonderlich effektiv.

Ich schätze mal grob ab (im strengen Winter, gerundete Werte zum leichteren Rechnen):

Nehmen wir eine 100 Watt Glühbirne und sagen wir, das wird alles in Wärme umgewandelt. Dann braucht man 300 Watt Primärenergie.

Verwende ich eine ESL mit 25 Watt (Wirkungsgrad 20%, 20 W in Wärme), habe ich die gleiche Helligkeit und muss zusätzlich 80 Watt heizen. Das mache ich nicht mit Strom, sondern mit meiner Brennwertheizung.
Also auf der Primärenergieseite 75 W für die Lampe (Faktor 3 für die Stromerzeugung) und sagen wir mal 100 W im Keller für die Heizung (Wirkungsgrad 80%).

Bilanz also 300:175. Für mich kein schlechtes Argument.

Und wenn bei uns im Gang vor den Kinderzimmern das Licht auch im Sommer die ganze Nacht brennt, fällt die ziemlich konstruiert wirkende Argumentation des wuff komplett zusammen (12 W ESL statt 60 W GB, Primärenergiebedarf 36 W gegen 80 W).

Meine Meinung:
Wenn ich was beleuchten will, nehme ich im Idealfall ein Leuchtmittel ohne eingebaute Heizung. Und wenn ich zu einem bestimmten Moment was heizen will, verwende ich eine Technik, die das effizient macht (zB Brennwertheizung). Und diese Technik soll genau dann heizen, wenn es erforderlich ist, nicht wenn es dunkel ist.

Energieeffizienz - ein grosses Thema. Auch wenn das noch nicht alle mitbekommen haben.

Die Glühbirne hat eine miserable Lichtausbeute und schlechten Wirkungsgrad als Heizung. Wenn man zwei schlechte Eigenschaften kombiniert, kommt selten was gutes dabei raus.

Robert

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Auf der Flucht ins Offene

AnKa, Freitag, 28.08.2009, 07:16 (vor 5327 Tagen) @ Gast

Strom wird mit einem Wirkungsgrad von rund 35% hergestellt. Wärme in Strom zu verwandeln und zurück in Wärme ist nicht sonderlich effektiv.

Dieses Thema ist dem wuff wurscht.

Es geht ihm darum, für seine komische Anti-SAR-Kampagne Rettungsanker aufzufinden.

Sein immer tieferes Verstricken in Widersprüche beantwortet er, wie gewöhnlich, nicht mit fairer Diskussion oder gar zwischenzeitlicher Einsicht, sondern mit der Flucht auf die offene See. Dort wird halt, lauthals wild rudernd und herumfuchtelnd, irgend ein nächstbester Rettungsanker willkürlich herbeigezogen. Irgendwie fabriziert er sich immer wieder die nächstbeste vermeintliche Analogie herbei - dieses mal war es eben die zu den Glühbirnen.

Morgen aber rudert er wahrscheinlich schon wieder weiter.

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Minus + Minus bleibt Minus ▼

Schmetterling @, Freitag, 28.08.2009, 09:15 (vor 5327 Tagen) @ Gast

Energieeffizienz - ein grosses Thema. Auch wenn das noch nicht alle mitbekommen haben.

Energieeinsparung wäre auf so viele Weise möglich.
Warum hat "man" nicht eine Abwrackprämie auf Energiefresser-Haushaltsgeräte (z.B. Kühlschränke, Gefriertruhen, auch Waschmaschinen) gezahlt? Wäre vielleicht sinnvoller gewesen als auf Autos, deren Energieeffizienz nicht soooo viel besser geworden ist in den letzten Jahren.

Die Glühbirne hat eine miserable Lichtausbeute und schlechten Wirkungsgrad als Heizung. Wenn man zwei schlechte Eigenschaften kombiniert, kommt selten was gutes dabei raus.

Wie umweltfreundich und energiesparend ist die Herstellung der "Sparlampen" im Vergleich mit Glühbirnen?
Wieviel von dem verwendeten Quecksilber wird bei der Entsorgung in der Umwelt, weil u.a. im Hausmüll entsorgt, landen?
(Fisch ist mittlerweile teils stark mit Quecksilber belastet, nachfolgend in der Nahrungskette auch die Eisbären und der Mensch.)

der Schmetterling

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Troll-Wiese

Fortschritt ergab höheres Gewicht bei Autos ▼

helmut @, Nürnberg, Freitag, 28.08.2009, 12:19 (vor 5327 Tagen) @ Schmetterling

Wäre vielleicht sinnvoller gewesen als auf Autos, deren Energieeffizienz nicht soooo viel besser geworden ist in den letzten Jahren.

Opel Kadet B 1970 6,5 L / 100 km
Opel Corsa C 2000 6,5 L / 100 km

Der Kadett wog ca 750 kg - der Corsa ca 1100 kg

Unter dem Strich sind die Autos durch ihr höheres Gewicht wegen der zusätzlichen Technik kaum sparsamer geworden


Und nächstes Jahr erleben wir die Pleiten der Autohändler und freien Werkstätten

MfG
Helmut

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http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=33715

Fortschritt ergab höheres Gewicht bei Autos

Schmetterling @, Freitag, 28.08.2009, 15:52 (vor 5327 Tagen) @ helmut

Und nächstes Jahr erleben wir die Pleiten der Autohändler und freien Werkstätten

Ja, da haben Sie wohl recht!

Wenn man es genau überlegt, hat man "Volkes"- Geld verschleudert.

Zum einen wurden funktionstüchtige Autos verschrottet. Das ist in meinen Augen ein Frevel, denn es wird sinnlos Müll produziert (auch wenn ein Teil der Autoteile recycelt wird).

Das Geld, das als "Umweltprämie" gezahlt wurde, ist "nicht vorhanden". Ich will damit sagen, dass dadurch die Neuverschuldung, die die Regierung aufnehmen muss, noch größer geworden ist. Quasi, die Steuerzahler zahlen auch noch Zinsen auf die Prämie. (Es sind, wenn ich mich recht erinnere z.Z. ca. 70 Mrd. Zinsen, die vom Steuerzahler aufgebracht werden müssen.) :no: :no: :no: :no: :no:


der Schmetterling

Ist die Glühlampe im Winter eine Zusatzheizung?

Sektor3, Montag, 07.09.2009, 09:03 (vor 5317 Tagen) @ H. Lamarr

Auch die Süddeutsche beglückt uns zum Thema Energiesparlampe. hier

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