Interphone-Studie - kleines Zahlenspiel (Allgemein)
Die Interphone-Studie startete 2000 mit dem Ziel, durch Befragung von Personen mit Gehirntumoren herauszubekommen, ob bei diesen Personen möglicherweise die Nutzung eines Handys (Zeitraum: Analogtelefonie bis 2000) für den Tumor verantwortlich sein kann.
Aber: Im Jahr 2000 wurden in Deutschlands Mobilfunknetzen 48,8 Mrd. Gesprächsminuten "vertelefoniert" (1999: 32,1 Mrd.), im Jahr 2007 waren es bereits 128,6 Mrd. Gesprächsminuten. Der Zuwachs aufs 2,6-fache erklärt sich damit, dass 2007 mehr Menschen länger zum Handy gegriffen haben. Der Zuwachs bedeutet aber auch, dass die Interphone-Studie, sollte deren Endergebnis überhaupt je veröffentlicht werden, ein Szenario mit schwacher Belastung untersucht hat, das inzwischen - günstiger Pauschaltarife fürs Handytelefonieren wegen - mit der gegenwärtigen Belastung (Telefonminuten pro Jahr und Teilnehmer) hinten und vorne nicht mehr übereinstimmt. Das ist in etwa so, als ob Forscher untersucht hätten, ob täglich 30 Minuten in der prallen Sonne zu mehr Hautkrebs führt, ein negatives Ergebnis herauskommt, die Leute sieben Jahre später täglich jedoch 90 Minuten in der Sonne braten und wegen der alten Studie noch immer gesagt bekommen, dass nichts zu befürchten sei.
Soll heißen: Je länger um das Endergebnis von Interphone gestritten wird und die Studie deshalb unveröffentlicht bleibt, desto unbedeutender wird sie - wenn sie wegen der heute drastisch anderen Telefoniergewohnheiten nicht schon unbedeutend ist.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –