Das Interphone-Studiendesign im Original (Forschung)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.12.2008, 17:05 (vor 5604 Tagen)

Bis zum Abschlussbericht der Interphone-Studie ist es angeblich nicht mehr lange hin. Da kann es nicht schaden, sich das Orignal des Studiendesigns (PDF, 1,48 MByte, Englisch, 45 Seiten) aus dem Jahr 2001 zu angeln und bei Bedarf zur Hand zu haben, um nicht auf fragwürdige Behauptungen anderer angewiesen zu sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Interphone

Interphone: Einwände gegen Ergebnis-Interpretation

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.12.2008, 19:51 (vor 5604 Tagen) @ H. Lamarr

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern stützen Ihre Bedenken gegen eine alarmierende Interpretation der Interphone-Studie darauf, dass möglicherweise durch das Auswahlverfahren für die Studienteilnehmer eine Verzerrung der Ergebnisse programmiert wurde, noch bevor die Studie überhaupt begann. Die unten im Abstrakt formulierten Einwände werden von anderen an Interphone beteiligten Wissenschaftlern abgelehnt, mit dem Ergebnis, dass um den Abschlussbericht dieser wichtigen Großstudie seit fast zwei Jahren gerungen wird. An dem Abstrakt hat auch Elisabeth Cardis mitgewirkt, lange Jahre Koordinatorin der Großstudie. Dies spricht gegen ein Gerücht, wonach Cardis vor einigen Monaten vom Posten des Koordinators zurücktrat, um gegen eine verharmlosende Interpretation der Interphone-Studie zu protestieren.

Quantifying the impact of selection bias caused by nonparticipation in a case-control study of mobile phone use.

Vrijheid M, Richardson L, Armstrong BK, Auvinen A, Berg G, Carroll M, Chetrit A, Deltour I, Feychting M, Giles GG, Hours M, Iavarone I, Lagorio S, Lönn S, McBride M, Parent ME, Sadetzki S, Salminen T, Sanchez M, Schlehofer B, Schüz J, Siemiatycki J, Tynes T, Woodward A, Yamaguchi N, Cardis E.

International Agency for Research on Cancer, Lyon, France. mvrijheid@creal.cat

PURPOSE: To quantitatively assess the impact of selection bias caused by nonparticipation in a multinational case-control study of mobile phone use and brain tumor.
METHODS: Non-response questionnaires (NRQ) were completed by a sub-set of nonparticipants. Selection bias factors were calculated based on the prevalence of mobile phone use reported by nonparticipants with NRQ data, and on scenarios of hypothetical exposure prevalence for other nonparticipants.
RESULTS: Regular mobile phone use was reported less frequently by controls and cases who completed the NRQ (controls, 56%; cases, 50%) than by those who completed the full interview (controls, 69%; cases, 66%). This relationship was consistent across study centers, sex, and age groups. Lower education and more recent start of mobile phone use were associated with refusal to participate. Bias factors varied between 0.87 and 0.92 in the most plausible scenarios.
CONCLUSIONS: Refusal to participate in brain tumor case-control studies seems to be related to less prevalent use of mobile phones, and this could result in a downward bias of around 10% in odds ratios for regular mobile phone use. The use of simple selection bias estimation methods in case-control studies can give important insights into the extent of any bias, even when nonparticipant information is incomplete.

PMID: 19064187 [PubMed - in process]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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IARC, Interphone, Cardis, Schüz, Impact Factor, Feychting, Deltour

Interphone: Einwände gegen Ergebnis-Interpretation

Doris @, Sonntag, 14.12.2008, 23:27 (vor 5604 Tagen) @ H. Lamarr

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern stützen Ihre Bedenken gegen eine alarmierende Interpretation der Interphone-Studie darauf, dass möglicherweise durch das Auswahlverfahren für die Studienteilnehmer eine Verzerrung der Ergebnisse programmiert wurde, noch bevor die Studie überhaupt begann. Die unten im Abstrakt formulierten Einwände werden von anderen an Interphone beteiligten Wissenschaftlern abgelehnt, mit dem Ergebnis, dass um den Abschlussbericht dieser wichtigen Großstudie seit fast zwei Jahren gerungen wird. An dem Abstrakt hat auch Elisabeth Cardis mitgewirkt, lange Jahre Koordinatorin der Großstudie. Dies spricht gegen ein Gerücht, wonach Cardis vor einigen Monaten vom Posten des Koordinators zurücktrat, um gegen eine verharmlosende Interpretation der Interphone-Studie zu protestieren.

Vrijheid M, Richardson L, Armstrong BK, Auvinen A, Berg G, Carroll M, Chetrit A, Deltour I, Feychting M, Giles GG, Hours M, Iavarone I, Lagorio S, Lönn S, McBride M, Parent ME, Sadetzki S, Salminen T, Sanchez M, Schlehofer B, Schüz J, Siemiatycki J, Tynes T, Woodward A, Yamaguchi N, Cardis E.

Zu der Reihe von Wissenschaftlern, die Bedenken gegen eine alarmierende Interpretation der Interphone Studie haben, gehören auch all die Studienteilnehmer, die bisher ihre Ergebnisse noch nicht veröffentlichten und deshalb von der BioInitiatve Gruppe angeschrieben wurden.

Dies zeigt mir auch, wie wenig man Zeitungsartikeln trauen sollte. Denn Armstrong aus Australien und Sadetzki aus Israel gelten laut Zeitungsberichten aus jüngster Zeit m.E. eher als "Alarmierer"

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Interphone: Einwände gegen Ergebnis-Interpretation

dlsasv @, Freitag, 19.12.2008, 00:40 (vor 5600 Tagen) @ H. Lamarr

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern stützen Ihre Bedenken gegen eine alarmierende Interpretation der Interphone-Studie darauf, dass möglicherweise durch das Auswahlverfahren für die Studienteilnehmer eine Verzerrung der Ergebnisse programmiert wurde, noch bevor die Studie überhaupt begann.

"gegen eine alarmierende Interpretation"? Gerade die Befürworter einer alarmierenden Interpretation sagen doch immer, dass die Risikoschätzer für 'regular use' fälschlich unter 1 liegen. Was, falls der Effekt gleichmäßig über die Nutzungsdauer hinweg gewesen sein sollte, für ein erhöhtes Risiko bei langjährigen Nutzern sprechen würde. Die Gegner argumentieren mit 'recall bias', gerade was die Telefonierseite angeht.

Die unten im Abstrakt formulierten Einwände werden von anderen an Interphone beteiligten Wissenschaftlern abgelehnt, mit dem Ergebnis, dass um den Abschlussbericht dieser wichtigen Großstudie seit fast zwei Jahren gerungen wird.

Wer sagt das? Ich dachte, das sei klar.


Zumindest zwei der Vorträge (Scherb und Kundi) auf dem Workshop "Krebs und Mobilfunk – Was sagt die Epidemiologie?" waren Interphone gegenüber recht kritisch eingestellt.

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Nutzungsdauer

Interphone: Einwände gegen Ergebnis-Interpretation

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.12.2008, 22:27 (vor 5597 Tagen) @ dlsasv

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern stützen Ihre Bedenken gegen eine alarmierende Interpretation der Interphone-Studie darauf, dass möglicherweise durch das Auswahlverfahren für die Studienteilnehmer eine Verzerrung der Ergebnisse programmiert wurde, noch bevor die Studie überhaupt begann.

"gegen eine alarmierende Interpretation"? Gerade die Befürworter einer alarmierenden Interpretation sagen doch immer, dass die Risikoschätzer für 'regular use' fälschlich unter 1 liegen. Was, falls der Effekt gleichmäßig über die Nutzungsdauer hinweg gewesen sein sollte, für ein erhöhtes Risiko bei langjährigen Nutzern sprechen würde. Die Gegner argumentieren mit 'recall bias', gerade was die Telefonierseite angeht.

Kapiere ich jetzt nicht. Meinen Sie, ich habe Befürworter und Gegner vertauscht?

Die unten im Abstrakt formulierten Einwände werden von anderen an Interphone beteiligten Wissenschaftlern abgelehnt, mit dem Ergebnis, dass um den Abschlussbericht dieser wichtigen Großstudie seit fast zwei Jahren gerungen wird.

Wer sagt das? Ich dachte, das sei klar.

Da dachte ich nicht an Personen, sondern nur an die beiden Interphone-Streitlager. Ich muss allerdings zugeben, dass ich keinen Überblick mehr habe, was unter den einzelnen Interphone-Teilstudienleitern nun ganz genau umstritten ist und wer welchen Standpunkt innehat. Mir ist z.B. nicht klar, inwieweit oder ob überhaupt externe Studienkritiker wie Lloyd Morgan mit ihrer Argumentation Standpunkte von Teilstudienleitern widerspiegeln. Von "offizieller" Seite (Cardis bzw. Feychting) habe ich dazu nichts vernehmen können.

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Interphone: Einwände gegen Ergebnis-Interpretation

dlsasv @, Montag, 22.12.2008, 21:29 (vor 5596 Tagen) @ H. Lamarr

Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern stützen Ihre Bedenken gegen eine alarmierende Interpretation der Interphone-Studie darauf, dass möglicherweise durch das Auswahlverfahren für die Studienteilnehmer eine Verzerrung der Ergebnisse programmiert wurde, noch bevor die Studie überhaupt begann.

"gegen eine alarmierende Interpretation"? Gerade die Befürworter einer alarmierenden Interpretation sagen doch immer, dass die Risikoschätzer für 'regular use' fälschlich unter 1 liegen. Was, falls der Effekt gleichmäßig über die Nutzungsdauer hinweg gewesen sein sollte, für ein erhöhtes Risiko bei langjährigen Nutzern sprechen würde. Die Gegner argumentieren mit 'recall bias', gerade was die Telefonierseite angeht.

Kapiere ich jetzt nicht. Meinen Sie, ich habe Befürworter und Gegner vertauscht?

Ja, zumindest wenn wir die Befürworter bzw. Gegner derselben Sache meinen, nämlich der Meinung, dass sich bei Interphone und langjähriger Nutzung Spuren eines tatsächlich erhöhten Risikos gezeigt haben könnten. Bei den Vertretern dieser Meinung meine ich aber auch nur "externe Studienkritiker" wie Hardell, Kundi, Lloyd Morgan im Sinn, die sich öffentlich äußern. Denn darüber, wer zu welchem internen Streitlager gehört und worum es dabei genau geht, weiß ich wahrscheinlich nicht mehr als Sie.

Kein Interphone-Studiendesign im Original

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 15.04.2009, 13:16 (vor 5482 Tagen) @ H. Lamarr

Bis zum Abschlussbericht der Interphone-Studie ist es angeblich nicht mehr lange hin. Da kann es nicht schaden, sich das Orignal des Studiendesigns (PDF, 1,48 MByte, Englisch, 45 Seiten) aus dem Jahr 2001 zu angeln und bei Bedarf zur Hand zu haben, um nicht auf fragwürdige Behauptungen anderer angewiesen zu sein.

Wie bei der Abwrackprämie: Wer sich das Protokoll nicht rechtzeitig abgeholt hat geht jetzt leer aus, denn die IARC hat das PDF inzwischen ersatzlos von ihrer Website entfernt - warum auch immer.

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