Im Gegensatz zu Leuthold vertritt der selbsternannte Experte Jörn Gutbier, ein gelernter Architekt, der "baubiologische" Dienstleistungen anbietet, einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten zufolge die Meinung, Mobilfunk sei nachweislich schädlich:
[...] Der G5-Kritiker Gutbier konstatierte mit Verweis auf einschlägige Studien, dass Mobilfunk zumindest in der Langzeitwirkung nachweislich schädlich sei.
Wie kann das sein?
Wie kann es sein, dass Leuthold und Gutbier zu diametral entgegengesetzten Einschätzungen zum Risiko Mobilfunk kommen, wenn beide, da sie selbst nicht forschen, doch auf denselben Pool an Mobilfunkstudien zugreifen müssen, um sich eine Meinung zu bilden?
Eine plausible Erklärung gibt Leuthold selbst ab Minute 25:00 seines Vortrags anhand einer Metaanalyse zahlreicher Krebsstudien mit einem Ergebnis, das für Alarmisten und Optimisten gleichermaßen verblüffend ist.
Eine andere plausible Erklärung gibt dieser Vorfall. Wer wie Gutbier seine Einschätzung (auch) auf "Schrottstudien" stützt, weil er als Laie zwar Studien lesen kann, ihm aber die Kompetenzen für eine kundige Bewertung der Studien und ihrer Qualität fehlen, der kommt zwangsläufig zu einer verzerrten Einschätzung des Risikos Mobilfunk, die von der qualifizierten wissenschaftlichen Mehrheitsmeinung gravierend abweicht. Dies erklärt auch, warum Gutbier einzig und allein vor Laienpublikum punkten kann, er ist dort der Einäugige unter Blinden.
Im Auftrag des BfS wurden die divergierenden Risikobewertungen im Bereich Mobilfunk bereits 2017 systematisch untersucht. Die eindrucksvollen Ergebnisse der Untersuchung erklären schlüssig, warum für die einen das Glas noch halb voll ist, für andere hingegen schon halb leer. Den Leitsatz der 156 Seiten starken Untersuchung können Eilige hier nachlesen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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