Warum Sendemasten am Ortsrand mehr schaden als nutzen (Technik)
Aktueller Stand der Forschung: Wenn überhaupt, geht nicht von Mobilfunk-Sendemasten ein gesundheitliches Restrisiko aus, sondern von körpernah betriebenen Endgeräten (Mobiltelefone). Wer Vorsorge betreiben möchte, sollte deshalb die Immission durch Mobiltelefone so gering wie möglich halten.
Doch genau diese sinnvolle Vorsorge konterkarieren diverse private "unabhängige Standortplaner", die besonders gerne dort am Werk sind, wo Elektrosmog-Wutbürger Gemeinderäte gehörig unter Druck setzen. Diese selbsternannten Experten haben in aller Regel nur eine Idee: Mobilfunk-Sendemasten aus Ortszentren hinaus in karg besiedelte Randgebiete schieben. Wer keine Ahnung von Funktechnik hat ist von dieser Idee häufig begeistert und zahlt dem Planer willig üppige Honorare. Ein typischer Fall dieses bizarren Treibens spielt sich derzeit in der Gemeinde Füssen ab.
Tatsächlich aber schaden Mastenschiebereien ins Umland mehr als sie nutzen.
Bekannt ist das Argument: Zur Aufrechterhaltung der Funkverbindung zu weit entfernt aufgestellten Sendemasten müssen Mobiltelefone grundsätzlich stärker senden als bei einem zentralen Standort. Dies gilt unter der berechtigten Annahme, dass im Ortskern mehr Menschen Handys nutzen als in entlegenen Randgebieten.
Bislang nicht beachtet: ständiges Umbuchen mit Maximalleistung
Doch es gibt noch ein öffentlich bislang nicht genanntes zweites Argument gegen die Mastenschieberei ins Umland. Erfahren habe ich es von Dr. Bornkessel, TU Ilmenau, Thüringen.
Wenn Sendemasten rings um einen Ort im Umland aufgestellt werden, befinden sich die Ränder aller dem Ort zugewandten Funkzellen im Ortskern. Mit Rand ist gemeint: Hier ist gerade noch Empfang mit Handys möglich, die Immission durch die Sendemasten ist tatsächlich gering. Doch den Schaden hat jeder Handynutzer. Denn die Ränder von Funkzellen sind keine sauberen Trennlinien, sondern fransige Verläufe, bei denen sich die Feldstärke von Meter zu Meter ändern kann. Für Mobiltelefone im GSM-Betrieb hat dies üble Folgen, denn alle paar Meter "sieht" das Handy mal die eine und mal die andere Funkzelle besser und bucht sich fortwährend um. Fatal: Bei GSM startet ein Handy jede Umbuchung zuerst mit maximaler Sendeleistung und regelt erst dann bedarfsgerecht nach unten. Bei UMTS und LTE ist es andersrum, hier wird von unten kommend die Sendeleistung situationsgerecht angehoben.
Häufiges Umbuchen mit maximalen Leistungsspitzen im GSM-Modus ist das "Verdienst" privater Standortplaner, mit dem sie die Nutzer von Mobiltelefonen in Ortskernen einer unnötig hohen Immission aussetzen. Da es sich bei diesen Planern um selbsternannte Experten handelt, die wegen mangelnder Expertise in Fachkreisen einen ausgesprochen schlechten Ruf haben, wäre es nicht verwunderlich, wenn diese Leute über die negativen Folgen ihrer Planungen keinen Überblick haben.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Warum Sendemasten am Ortsrand mehr schaden als nutzen
Bislang nicht beachtet: ständiges Umbuchen mit Maximalleistung
Für Mobiltelefone im GSM-Betrieb hat dies üble Folgen, denn alle paar Meter "sieht" das Handy mal die eine und mal die andere Funkzelle besser und bucht sich fortwährend um.
Bekannt ist dies schon lange, in der Realität beachtet wird es aber nicht.
Im Bericht zu einer Untersuchung aus dem DMF von 2006 steht auf Seite 35 folgendes:
Aus untenstehender Abbildung 12 ist zu erkennen, dass bei der Messfahrt eine hohe Zahl von Zellwechseln auch ohne eine Ortsveränderung erfolgte; das Fahrzeug wartete bei Rot an der Ampel. Dennoch erfolgten sozusagen 'im Stand' ca. 15 Zellwechsel.
Die Ampel ist laut Messprotokoll in Stuttgart.
Ein Kriminalfall mit Zellwechseln als Beweisstück
Aus untenstehender Abbildung 12 ist zu erkennen, dass bei der Messfahrt eine hohe Zahl von Zellwechseln auch ohne eine Ortsveränderung erfolgte; das Fahrzeug wartete bei Rot an der Ampel. Dennoch erfolgten sozusagen 'im Stand' ca. 15 Zellwechsel.
Im Dezember meldete sich jemand bei uns, der eigenen Angaben zufolge unter dem Verdacht auf mehrfachen Mordversuch steht. Es geht um eine Tat, bei der das Mobiltelefon des Verdächtigten eine Rolle spielt. Von der Staatsanwaltschaft werden die vom Netzbetreiber eingeholten technischen Verbindungsdaten zum Tatzeitpunkt als Beweis für eine Ortsveränderung des Beschuldigten verwendet. Der Verdächtigte hingegen will daheim im Bett gelegen haben. Auch in diesem Kriminalfall, den ich irgendwann einmal ausführlicher erzählen werde, spielen Zellwechsel eine entscheidende Rolle. Noch laufen die Ermittlungen, deshalb halte ich mich mit Details zurück.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –