Unfallrisiko stark erhöht durch SMS am Steuer (Allgemein)

Doris @, Freitag, 31.07.2009, 09:31 (vor 5375 Tagen)

SMS am Steuer, die tödliche Gefahr

29. Juli 2009, 09:06 Uhr

Erstmals wurden im realen Straßenverkehr die Gefahren der Handynutzung systematisch untersucht. Das erschreckende Ergebnis: Wer am Steuer SMS schreibt, erhöht das Risiko eines Unfalls um das 23-Fache. Noch erschreckender: Jeder Fünfte simst trotzdem.

Im Auto telefonieren, Kaffeetrinken und die Straßenkarte studieren: Drei Ablenkungen zugleich sind am Steuer ziemlich riskant. Wer während der Fahrt simst, erhöht das Unfallrisiko nochmal um ein Vielfache

Die weitaus größte Unfallgefahr geht von Autofahrern aus, die während der Fahrt SMS schreiben. Das Risiko, zu verunglücken ist sogar um ein Vielfaches höher als bisher von Experten angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die erste groß angelegte Studie zum Thema „Handy am Steuer“, die sich nicht auf Hochrechnungen von Unfalldaten oder Laboruntersuchungen stützt.

Vom Tech Transportation Institute im US-Bundesstaat Virginia wurden Kabinen von Truck-Fahrern über 18 Monate hinweg mit Videokameras ausgestattet, die genau aufzeichneten, wie sich das Telefonieren und SMS-Schreiben auf das Fahrverhalten auswirkte.

Erfasst wurde auch wie lange die Trucker auf das Handydisplay anstatt auf die Straße schauten. Vor jedem Unfall oder Beinahe-Unfall wendete sich der Fahrer für etwa fünf Sekunden dem Handy zu und missachtete so komplett das Verkehrsgeschehen.

Damit ist das Schreiben und Lesen von SMS die wahrscheinlich größte und gefährlichste Ablenkung im Auto überhaupt. Das Unfallrisiko steigt um das 23-Fache. "Verglichen mit anderen Ablenkungsursachen ist das SMS-Schreiben ein eigenes Universum an Gefahr", warnt Rich Hanowski, der die Studie leitete. Wenngleich Lkw länger bräuchten, um anzuhalten und schwerer zu manövrieren seien als Pkw, ließen sich die Ergebnisse durchaus auf alle Autofahrer übertragen, meinen die Forscher.

So erhöht sich das Unfallrisiko eines Pkw-Fahrers durch das Wählen einer Nummer auf dem Mobiltelefon im Vergleich zu nicht abgelenkten Fahrern um den Faktor 2,8. Im Lkw ermittelte die Studie den Faktor 5,9.

In Europa gibt es keine Erhebungen zum Thema. Auch die Unfallstatistiken geben kaum Hinweise darauf, wie viele und welche Art von Unfällen auf das Hantieren mit dem Handy zurückgehen.

Laboruntersuchungen haben zwar ergeben, dass durch das Bedienen der Handytastatur das Unfallrisiko etwa drei Mal höher ist und durch Telefonieren gar auf das Vier- bis Fünffache steigt. Doch niemand wusste es bisher so genau wie die Forscher in Virginia.

Fast jeder hält Simsen für unakzeptabel

Aktuelle US-Umfragen zeigen zudem, dass sich die meisten Fahrer durchaus des Risikos bewusst sind. Zum Handy greifen sie trotzdem. Einer Erhebung der AAA Foundation for Traffic Safety zufolge glauben 87 Prozent der Befragten, dass mobile Geräte im Auto eine "ernsthafte Gefahr" bedeuten und 95 Prozent halten SMS-Schreiben während der Fahrt für ein "unakzeptables Verhalten". Gleichzeitig aber geben 21 Prozent zu, erst kürzlich während der Fahrt eine SMS oder E-Mail via Handy verschickt zu haben. Fast jeder zweite war zwischen 16 und 24, gut jeder fünfte von ihnen zwischen 35 und 44 Jahre alt. Befragt wurden 2509 Autofahrer.

Robert Smith, ein 22-jähriger College-Student, sagte gegenüber der New York Times: „Ich stütze das Handy oben auf dem Lenkrad ab und tippe mit beiden Daumen.“ Und er fügte hinzu: „ Ich bin ziemlich sicher, dass sich das eines Tages mal rächen wird.“

Im Gegensatz zu 36 US-Bundesstaaten darf in Deutschland und ganz Europa während der Fahrt kein Handy benutzt werden, wenn der Fahrer dabei nicht beide Hände an Lenkrad lassen kann. Die Verwendung einer Freisprechanlage ist vorgeschrieben.


Die Untersuchungsergebnisse im Einzelnen

Der Risikofaktor entsteht durch den Vergleich zwischen einem Fahrer ohne Handy und einem Handynutzer am Steuer.

Im Pkw ist das Risiko eines Unfalls beim Wählen 2,8 Mal höher.

Das Risiko eines Unfalls beim Telefonieren ist 1,3 Mal höher.

Das Risiko eines Unfalls beim Greifen nach dem Handy ist 1,4 Mal höher.

Für Lkw-Fahrer wurden höhere Werte ermittelt. Sie sind beim Wählen um den Faktor 5,9 gefährdeter.

Das Greifen nach dem Handy erhöht ihr Unfallrisiko um den Faktor 6,7.

Die größte Gefahr geht vom SMS-Schreiben im Lkw aus. Der Risikofaktor beträgt 23,2.

53 Prozent der US-Autofahrer geben zu, am Steuer schon einmal telefoniert zu haben. 17 Prozent tun es oft oder sehr oft.

15,5 Prozent geben zu, während der letzten 30 Tage am Steuer eine SMS geschrieben zu haben. Drei Prozent tun es regelmäßig.

83 Prozent halten die Nutzung eines Handys am Steuer für ein ernsthaftes Problem, aber 46 Prozent von ihnen tun es trotzdem.

Hier ist die Originalarbeit, auf die sich der Presseartikel bezieht.

Quelle: Welt online 29.07.2009
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Übrigens, die größte Gefahr, die von einem Handy ausgeht, sieht der Epidemiologe Kenneth Rothmann in der Nutzung eines solchen am Steuer.

Tags:
Handy, Verkehr, Unfall


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