unverzichtbar - krank im Kopf ? (Allgemein)

caro, Freitag, 05.12.2008, 13:56 (vor 5593 Tagen) @ Doris

Viele Sender verursachen weniger Strahlenbelastung - dieses Märchen kann ich nicht mehr hören. Viele Sender verursachen nur dann weniger Strahlenbelastung, wenn die Betreiber bereit sind, die Sendeleistung entsprechend zu reduzieren.
Bei uns war es allerdings so, dass Sender ein und desselben Betreibers nur 300 Meter voneinander entfernt waren. Trotz dieses engmaschigen Netzes: Volle Sendeleistung an den beiden Standorten und keinerlei Bereitschaft des Betreibers, diese Leistung zu reduzieren. Begründung: Die Indoor-Versorgung....


Was mir immer wieder und auch momentan durch die Diskussion um die niederländische Fragebogenauswertung auffällt, ist folgendes. Die größte Wut, die sich in den mobilfunkkritischen Diskussionen aufbaut, ist die gegen die Netzbetreiber, die als persönlicher Feind der Menschheit angesehen werden. Das liegt vermutlich daran, dass über Jahre hinweg, der Mobilfunkmast systematisch zur Bedrohung hochgezüchtet wurde und der wird von den bösen Netzbetreibern errichtet um die Menschen gesundheitlich zu schädigen. Parallel dazu telefoniert die ganze Welt mobil - auch viele BI-Mitglieder -, will überall mobil telefonieren, will überall erreichbar sein und will laut der o.g. Umfrage wohl vorher auf tägliche Nahrung verzichten als auf die Möglichkeit mobil erreichbar zu sein. Sowas nennt man Suchtverhalten. Ich habe eine Bekannte, die starke Raucherin ist und finanziell sehr knapp steht. Auch ihre Aussage ist, dass sie vorher auf Essen verzichtet bzw. an Nahrung (guten Nahrungsmitteln ?) spart, als auf's Rauchen zu verzichten bzw. einzuschränken. Dieses Suchtverhalten ist es doch auch, welches sowohl die Tabakindustrie als auch die Handyhersteller entspannt zurücklehnen lässt, denn die Süchtigen gewähren ihnen ihr Einkommen. Bei der Mobilfunktechnologie teilt es sich auf, die Handyhersteller können sich entspannt zurücklehnen, die müssen jetzt nur bangen, dass der Markt einfach irgendwann mal übersättigt ist. Die Netzbetreiber sind die Buhmänner, die den Ärger mit den aufgescheuchten BIs ausbaden müssen, da sie das Netz für die Telefonierer errichten müssen, so wie die Straßen für die Autos gebaut wurden. Es sind die Menschen selber durch ihr Verhalten, die dieses Elektrosmogproblem verursachen. Und es sind auch die Menschen, die ihre Gespräche vorwiegend in geschlossenen Räumen führen wollen und deshalb wird eine Indoor-Versorgung gewährleistet. Es sind offensichtlich sehr wenige Menschen, die massiv unter Funkeinfluss leiden, denn sonst würden sie sich mit dem Thema auseinandersetzen und zwangsläufig auch ihr Telefonierverhalten hinterfragen, bzw. hinterfragen müssen. Das zumindest hat Heidi Hentschel getan, die klipp und klar einräumte, dass sie selber so sorglos mit dem Handy telefoniert hat und somit zur Problematik beigetragen hat.
Warum richtet sich der Hass so derart gegen die Netzbetreiber und nicht gegen die, die es wünschen und nicht darauf verzichten wollen? Auch die Netzbetreiber wohnen nicht alle in elektrosmogfreie Oasen und leben auch unter Funkeinfluss. So gibt es zwar irgendwo auf einer Schweizer Seite eine Liste, dass die Manager alle in angeblich solchen Oasen leben, aber das ist doch eigentlich Blödsinn. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass gerade die hochrangigen Vertreter der Mobilfunkindustrie zuhause nicht vernetzt sind bis unters Dach und sich somit ihren eigenen Elektrosmog fabrizieren.

Das sind grunsätzliche Ausführungen, mit denen Sie sicherlich Recht haben, liebe Doris. Sie sind aber auch sehr abstrakt und vermischen eine Menge Themen miteinander. Es geht nicht darum, jeden Handy-Nutzer zu attackieren oder zu "heilen" (natürlich ist bei manchen ein Suchtverhalten erkennbar).
Es geht um eine möglichst verträgliche Standortplanung, denn abschaffen werden Sie das Handy nicht mehr. Und an so einer möglichst verträglichen Standortplanung, die sich an den Bedürfnissen der Bewohner orientiert, hat kein Betreiber ein Interesse. Wir haben damals eine Umfrage im betroffenen Stadtteil gemacht - niemand der Befragten wünschte eine Indoor-Versorgung. Aber man bekommt sie trotzdem. Die Betreiber selbst rücken keinerlei Nutzer-Zahlen für bestimmte Gebiete heraus, der "Bedarf" wird also nicht transparent. Viele Antennen werden "prophylaktisch" errichtet - der Bedarf könnte ja noch kommen...
Ich habe bei uns "hautnah" festgestellt, dass Netzbetreiber nicht gewillt sind, die Sendeleistung herunter zu fahren, auch wenn das ohne Versorgungs-Einschränkungen möglich wäre. Ich habe außerdem erfahren, dass ein Standort nicht optimal gewählt war, um Geld zu sparen. Und statt dessen dann die Antennen einen so starken (mehrmals noch "nachkorrigierten") Downtilt nach unten hatten, dass sie mit voller Sendeleistung auf die unmittelbar benachbarten Häuser sendeten. Offenbar, weil es sonst Interferenzen mit den nur 300 Meter entfernten nächsten, eigenen Anlagen gegeben hätte (sagte uns damals ein Sachverständiger). Die Netzplanung wird offensichtlich sehr oft sehr schludrig betrieben - ich habe Vodafone-Vertreter erlebt, die mit ungeheurer Arroganz völlig veraltete, nicht mehr aktuelle Bebauungspläne mit völlig falschen Entfernungsangaben vorlegten (wie bei uns passiert) oder die manchmal auch gar nicht mehr wissen, wie viele Antennen an einem Standort hängen. Es geht in erster Linie um das schnelle Geld, in zweiter Linie darum, dass die Technik einigermaßen funktioniert, das darf aber auch möglichst wenig kosten. Gesundheitsschutz spielt eine völlig untergeordnete Rolle. Sicherlich wäre das nur durch staatliche Auflagen regulierbar, aber daran hat der Staat kein Interesse.

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Bauleitplanung


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