Opfer der Technophopie (Allgemein)

Doris @, Sonntag, 17.02.2008, 12:34 (vor 5906 Tagen)

Kolumne
Opfer der Technophobie
Diese Woche wurde wieder ein Fahrgast in der Münchner U-Bahn niedergeschlagen. Der Hessen-Wahlkampf ist vorbei und das Thema damit nicht mehr überregional bedeutend. Dabei ist ein wichtiger Aspekt der Vorkommnisse außerhalb der bayerischen Hauptstadt fast unbekannt. Im Gegensatz zu ihren Opfern können sich Schläger in der Münchner U-Bahn wesentlich sicherer fühlen als anderswo. Denn München ist eine der wenigen Städte der Welt, in denen man in der U-Bahn nicht telefonieren kann. Wer Zeuge eines Überfalls wird, muss an der nächsten Haltestelle eine Notrufsäule suchen.
Vor ein paar Jahren noch war Telefonieren auch in Bussen und Straßenbahnen verboten. Das wurde jedoch von den Fahrgästen erfolgreich unterlaufen. Die ersten Tram-Telefonierer bekamen noch Prügel von den Fahrern angedroht, die Anweisung hatten, das öffentliche Fernsprechen zu unterbinden. Ob das Handyverbot dem Volkswillen entspricht, ist umstritten. Herbert König, Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und SPD-Mitglied, beruft sich darauf, dass 64 Prozent der befragten Kunden elektromagnetische Strahlung für schädlich hielten. Die CSU präsentierte eine Umfrage, auf der 66 Prozent der Fahrgäste für freie Handynutzung stimmten. Im Stadtrat wurde das Thema mehrfach debattiert. SPD und Grüne waren gegen die U-Bahn-Telefonie, CSU und FDP dafür.
In der Zeit, als der Besitz eines Handys noch Sozialneid weckte, ernteten die Mobilfunkgegner viel Zustimmung. Die schöne Münchner U-Bahn sollte vor nervigem Gequatsche und gefährliche Strahlen bewahrt werden. Die Londoner Terroranschläge im Juli 2005 wären ein guter Anlass gewesen, solche technophoben Argumente einmal zu überdenken. Nichts geschah. Bis nun die Münchner U-Bahn in den Ruf geriet, ein Tummelplatz für Gewalttäter zu sein. Da gerade Kommunalwahlkampf ist, verspricht die Obrigkeit nun, innerhalb von zwei bis drei Jahren auf zwei U-Bahn-Linien sowie im Innenstadtbereich das Telefonieren zu ermöglichen.
Uns erinnert diese traurige Posse an Hessen in den Achtzigerjahren. Der damalige grüne Umweltminister Fischer blockierte jahrelang die Insulinproduktion eines Pharmaunternehmens, weil dies mit gentechnischen Mitteln geschah. Heute benutzen fast alle Diabetiker diesen Wirkstoff. Die meisten vertragen ihn besser als das Insulin, das man früher aus den Bauchspeicheldrüsen von Schlachttieren gewann. Doch ohne die grüne Blockade wäre das Medikament Jahre früher auf dem Markt gewesen. Technophobie fordert Opfer. Tagtäglich retten Mobiltelefone Menschen, bei Autounfällen, Herzinfarkten, Überfällen. Tausende von wissenschaftlichen Untersuchungen haben keine Gesundheitsgefahr durch den Mobilfunk feststellen können. Die durch Mobilfunk real Geretteten interessieren die Technophoben jedoch nicht, sie fordern absolute, 100-prozentige Risikolosigkeit. Die aber kann es für keine technische Errungenschaft geben. Die brutalen Überfälle haben die bayerische Technophoben-Bewegung jetzt kurzzeitig in die Defensive gedrängt. Doch in Berlin geht's munter weiter: CSU-Verbraucherminister Seehofer blockiert die grüne Gentechnik, wie einst sein Kollege Fischer die medizinische.

http://www.welt.de/welt_print/article1676631/Opfer_der_Technophobie.html

Mein Gott, solche einseitigen Zeitungsberichte sind nur dazu geeignet die Mobilfunkkritiker als Bumänner darzustellen. Ein Handy ist grundsätzlich eine geniale Erfindung was gerade Notrufe betrifft. Ich denke, kein normaler Mensch bestreitet dies. Stellen wir mal die Anzahl der getätigten Notrufe in Relation zu den täglich geführten Telefonaten, dann wird diese Zahl prozentual vermutlich sehr gering sein und demonstriert doch eigentlich das was am Telefonieren von allen möglichen und unmöglichen Orten so nervt. Das Problem ist der Mensch selber, der oft nicht in der Lage ist einen normalen Umgang mit seinem Handy zu pflegen, sonst würde es keine solchen Studien wie aus Japan und Österreich geben, wie stark verbunden sich der Mensch mit einem Handy fühlt. Es ist einfach nervig ständig unfreiwillig Zeuge von Gesprächen zu werden, die man eigentlich gar nicht hören will. Selbst auf öffentlichen Toiletten findet man solche Menschen, die auch von der Schüssel aus noch irgendwelche Unwichtigkeiten ins Handy säuseln müssen.:no:

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Posse


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