Sind Sie noch neutral, Herr Krause? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 22.11.2007, 17:44 (vor 5972 Tagen) @ krause99

Tja, lieber Spatenpauli,
auf die Schnelle - d.h. ohne viel nachdenken - mal eben den anders Denkenden einen Tritt vor's Schienbein. Peng!

Nein, diese Liste entstand auf die Schnelle, weil ich zuvor viel Gelegenheit hatte, funditypisches zu erleben und zu mich zu fragen, was typische Merkmale eines Fundis sind. Und diese Erfahrungen kann ich eben schnell abrufen, ich behaupte ja nun nicht, dass jeder Fundi alle Merkmale der Liste aufweisen muss, aber wenn es einer tut, dann isses garantiert einer. Ob freilich die Formulierung - mit einer Zeile pro Merkmal - ausreicht, eine Eigenschaft zu beschreiben, steht auf einem anderen Blatt. Ich finde es höchst erstaunlich, dass Sie allein in der Nennung einen Tritt vors Schienbein sehen. Als solcher ist die Liste von mir nämlich nicht gedacht gewesen.

Oder war es eher "Dampf ablassen" über die das IZGMF-Forum ignorierenden Fundis? :no:

Nein, Sie irren sich, für mich ist das Forum ein Prüfstand für die Belastbarkeit von Argumenten. Die Liste beruht auf meinen Erfahrungen, die nicht die anderer sein müssen. Ich bin bereit, die einzelnen Punkte zu diskutieren, sonst hätte ich sie ja auf die Website und nicht ins Forum gestellt. Mit Dampf ablassen hat das nicht das geringste zu tun, schon deshalb nicht, weil Fundis nicht das IZgMF-Forum ignorieren, sondern alle offene Foren.

Egal, hier meine Definition im Kontext des hochfrequenten Elektrosmogs:

Gibt es im Kontext des NF-Elektrosmogs eine andere Definition?

Fundi: Ein Mensch, der versucht, erkannte Mißstände grundlegend auszurotten, um sich, besser noch unsere gesamte Gesellschaft, vor jeglichem Schaden durch hochfrequenten Elektrosmog zu bewahren. Ein lobenswertes, aber aus meiner Sicht ein nicht sehr realistisches Ziel.

Uff! In dieser Definition sehe ich das Problem im Satzfragment "erkannte Missstände", das keine objektive Bewertung vorsieht. Es genügt also der subjektive Glaube daran, einen Missstand erkannt zu haben (der in Wahrheit möglicherweise gar nicht existiert), um diesen Missstand, z.B. das IZgMF, auszurotten. Daran kann ich nun beim besten Willen nichts lobenswertes erkennen, sondern pure Willkür.

(Zusatz: handelt er dabei nach dem Motto: "koste es, was es wolle" (siehe Ihre Attributliste "funditypisch:...", möchte ich ihn "aggressiver" Fundi nennen und dann werde ich ihm kein Lob zollen.)

Zwischen ausrotten und ausrotten um jeden Preis sehe ich keinen nennenswerten Unterschied mehr im Sinne von ein bisschen oder ganz ausgerottet. Vermutlich meinen Sie aber auch etwas anderes, aber was?

Realo: hat im Prinzip das ähnliches Ziel, wäre aber schon zufrieden, wenn er die "halbe Welt retten" kann. M.a.W. weil er glaubt, dass er die Taube auf dem Dach nicht erreichen kann, greift er sofort nach dem Spatz. Auf Grund seiner anderen Lebenserfahrung (als die des Fundis) sagt er sich, dass man statt des riesigen Aufwands für den Griff nach der Taube lieber ein paar weitere Spatzen fangen sollte: z.B.: So wenig wie möglich WLANs, Handy-TV, DECTs usw. oder besser noch: überall ist umgehend das ALARA-Prinzip zu verwirklichen!

Gemäß Ihrer Definition wäre eine Realo nur ein unausgebrüteter Fundi mit unerfüllter Sehnsucht, den "Endsieg" doch noch zu erringen. So sehe ich mich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil: Mein Dasein als Mobilfunkkritiker hat als Fundi begonnen, weil ich als unmittelbar Betroffener (unangekündigte Mast-errichtung auf dem Nachbardach) automatisch dafür konditioniert bin, den schrecklichen Visionen und Szenarien der Fundis zuerst einmal Glauben zu schenken, so wie ein unverhoffter Lottomillionär plötzlich für Einflüsterungen von Finanzberatern empfänglich wird, von deren Existenz er zuvor noch nicht einmal wusste. Erst nach Jahren wurde mir klar, dass Mobilfunkkritiker sich in einer dichten Dunstglocke aus vielen Behauptungen, großen Befürchtungen, tiefsten Sorgen, belastbaren Fakten und mehr oder weniger ausgeprägter Existenzsicherung auf Kosten Betroffener bewegen. Aus meiner Sicht ist es Aufgabe der Realos, diese Dunstglocke wegzublasen, indem die belastbaren Fakten auf Platz 1 vorrücken und die Panikmache vor möglicherweise nie einsetzenden Schäden mit großem Abstand auf Platz 2 gesetzt wird. Mir ist klar, dass diese Orientierung für etliche geschäftsschädigend ist, aber darauf dürfen wir keine Rücksiccht nehmen.

(Zusatz: handelt der Realo dabei nach dem Grundsatz: "meine Anschauung ist das Maß aller Dinge und wenn jemand diese nicht teilt oder Fehler in seiner Argumentation hat, dann bin ich berechtigt, ihm eine Lehre zu erteilen, die er nie vergessen wird". Dahinter steckt entweder eine uralte Oberlehrerhaltung oder panische Angst für die Fehler anderer verantwortlich zu sein. Dann ist er für mich ein "aggressiver" Realo und ich werde ihm dafür auch kein Lob zollen.)

Einspruch euer Ehren: Einem Realo darf es in der Hauptsache n i c h t um Anschauungen gehen, sondern um Fakten. Ein Beispiel: Wenn der Hensinger Prof. A.s UMTS-Studie dazu verwendet, um damit Warnungen vor Sendemasten zu begründen, dann begeht er kein Kavaliersdelikt, sondern eine unverzeihliche Desinformation mit üblen gravierenden Folgen in der Bevölkerung (darauf komme ich später noch einmal genauer zurück). Die Hinweise auf seinen Fehler im IZgMF-Forum hat er erst ignoriert, dann seinen Irrtum notdürftig kaschiert aber nur, um uns über den Umweg FGF-Newsletter (Plattformwechsel!) gefahrlos ein "Desinformationsdementi" unterjubeln zu können. Alles was Recht ist, wer in so einem Vorgang ein Streit von Anschauungen mit rechthaberischer Oberlehrerhaltung sieht, und ich meine Sie tun dies, der ist aus meiner Sicht nicht mehr neutral, sondern voreingenommen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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