BfS: überzogene Forderungen (Allgemein)

Kuddel, Freitag, 13.07.2007, 02:20 (vor 6104 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Freitag, 13.07.2007, 03:28

die Abschaltung oder mindestens 100.000fache Absenkung des Kontrollsignals im Standby-Betrieb, die bedarfsgerechte Regelung der Sendeleistung des Mobilteils beim Telefonieren in mehr als 2 Stufen, die bedarfsgerechte Regelung der Sendeleistung auch der Basisstation während des Telefonierens, die Möglichkeit des Anschlusses eines Headsets an das Mobilteil und die Möglichkeit der Reichweitenbegrenzung durch den Nutzer. Im August (2007) findet dazu ein Gespräch des BfS mit Industrievertretern (BITKOM) statt.

Da bin ich mal gespannt, ob alle diese Forderungen in näherer Zukunft erfüllt werden...ich habe so meine Zweifel. Das BFS fordert für ein Niedrigpreisprodukt locker flockig alles was technisch "gut und teuer" ist.

Insbesondere die Leistungsregelung "in mehr als 2 Stufen" (Mobilteil und Basis) dürfte nicht nur technische Probleme (Kompatibilität, Gefahr von Sprachaussetzern) , sondern auch erhebliche Mehrkosten verursachen.

Die ersten Geräte wären damit bestenfalls im hochpreisigen Segment anzutreffen sein.

Aus technischer Sicht habe ich Zweifel, dass eine "bedarfsgerechte Leistungsregelung" mit feiner Abstufung im DECT Standard vernünftig implementierbar ist. Die Paketwiderholrate ist mit 100/s vergleichsweise gering (UMTS, 1500/s, GSM 270/s). Wenn sich der Nutzer auch nur geringfügig bewegt, wird sich die Kanaldämpfung in wenigen Millisekunden um bis zu 20dB ändern, die Regelung hat also gar keine Gelegeheit zu reagieren und der Hersteller wird zur Sicherstellung der Sprachqualität die Sendeleistung eher zu früh als zu spät hochregeln müssen.

Wieso gibt es diese Forderungen eigentlich nur für DECT Telefone und nicht für WLAN , Bluetooth , Kopfhörer und Viedeoüberwachungssender, die (zusammen) mittlerweile schon zahlenmäßig ähnliche Penetrationsraten in den Haushalten erreichen ?

Wieso fordert man von DECT im Standby eine Absenkung der Nutz-Strahlung nicht um das 100 fache...nein, um das 100.000 fache ?
Wie kommt man auf diese Zahl ? => das sind 0,1uW/m² in 1,5Meter Abstand !!
Gibt es überhaupt Stellen im Haus, bei welchen dieser Wert nicht um das 1000-fache von Mobilfunk- und Rundfunk-Strahlung überschritten wird ?

Die (gesetzlich erlaubte) Störstrahlung z.B. von Computern darf um ein Vielfaches darüber liegen (wenn man über mehr als die 1MHz Mess-Bandbreite integriert).

=> Jeder Computer, jeder Radiowecker, jeder Fernseher darf also mehr "strahlen" als ein DECT Telefon ?!? Wo bleibt hier das Augenmaß ?

Der Anteil des DECT-Themas im Internet-Auftritt des BFS im Vergleich zu Mobiltelefonen oder gar "bewiesenen" Gefahren wie Radioaktivität, Röntgenstrahlung, UV-Strahlung steht doch in keinem Verhälntis mehr.
Betreibt das BFS hier Populismus, oder ist das eher als Eigenreklame zu verstehen ?

Entweder hat das BFS hier jedes Augenmaß verloren, oder haben die einfach nur ein paar Baubiologen-Forderungen übernommen, um endlich Ruhe vor Bürgerwellen-Spam-Briefen zu haben...

Ich verwende selbst seit über 8 Jahren ein DECT-Telefon mit 2-stufiger Leistungsregelung (-10dB). Ich finde auch die Leistungsreduktion im Standby sinnvoll, aber "bedarfsgerechte Leistungsregelung" mit mehr als 2 Stufen für Mobilteilund Basis und 100.000 fache Absenkung im Standby sind doch technischer "Overkill" für ein Gerät mit gerade mal 0,25Watt Maximalleistung.

Bisher hat auch noch niemand ABS und Airbag für Fahrräder gefordert, wo diese Dinge gerade mal bei teuren Motorrädern Einzug halten..

Kuddel

Tags:
DECT, BfS, Röntgenstrahlung, Populismus


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