Der "HLV" und der Brief von Alfred Tittmann (Allgemein)

AnKa, Freitag, 08.06.2007, 16:50 (vor 6139 Tagen) @ Doris
bearbeitet von AnKa, Freitag, 08.06.2007, 18:35

Auf eine 10-seitige Anfrage an Dr. König vom BfS erhielt Alfred Tittmann von Dr. Weiss, BfS eine Antwort. Besonders der letzte Absatz ist interessant.

Zu den Inhalten dieses in der Tat interessanten Briefwechsels möchte ich meine Meinung wie folgt mitteilen:

Die wie ich finde streckenweise inquisitorische Sprache im Schreiben von Alfred Tittmann an das BfS scheint mir nicht dazu angediehen, so etwas fachlich zu beantworten. Dass es Dr. Weiss vom BfS dennoch in sachlicher und überzeugender Art und Weise getan hat, ist ihm positiv anzurechnen. Es könnte aber sein, daß ihm demnächst wieder ein Schreiben ähnlichen Kalibers ins Haus flattert. Da scheint einer am Werk, der seine Mobilfunkkritik als Mission lebt.

Ich habe mir die "10-seitige Anfrage" einmal durchgelesen, und die Antwort aus dem BfS dazu. Das 10-Seiten-Werk ist nach meiner Ansicht ein Dokument des Elends extremistischer Sprache, und dem BfS kann man nur Bewunderung zollen für die erwiesene Geduld.

Zu fragen wäre schon einmal, was denn den Autor für seine Mission qualifiziert.

Ist er, außer der großspurig betonten Funktion "Vorstandsmitglied des HESSISCHEN LANDESVERBANDES MOBILFUNKSENDERFREIE WOHNGEBIETE e.V. (HLV), dem über 120 Bürgerinitiativen angeschlossen sind" denn auch ein Fachmann wie z.B. ein einschlägig mit der Thematik befasster Wissenschaftler oder Elektronikexperte? Keine Information wird dazu geliefert. Und es ist kein Geheimnis, daß die "über 120 Bürgerinitiativen" nicht viel mehr als über die Jahre hinweg angesammelte Karteileichen darstellen dürften, wie in anderen Bundesländern eben auch.

Besucht man darüber hinaus die Internetseite des "HLV", wird der Hintergrund vollends fragwürdig.

Dort sind mit Stand zum heutigen Tag rtf-Dokumente hinterlegt, die wohl das angehäufte Sammelsurium eifrig versendeter Rundbriefe zur Bürgerinformation darstellen. Leider jedoch kann man diese anscheinend gar nicht öffnen, und die Möglichkeit zum Download scheint überhaupt gesperrt worden zu sein. Seit August 2006 werden anscheinend auch keine Dokumente mehr zum Download eingestellt. Über die Gründe dafür kann man spekulieren wie etwa so: Solche gesammelten Rundbriefe bestehen aus Zitaten, die aus Quellen wie Zeitungen, Zeitschriften, Internetseiten usw. stammen. Deren nicht autorisierte Weiterverbreitung könnte also eine Verletzung des Urheberrechts darstellen. Auf der Webseite heisst es nun lapidar: "Die HLV-Infos sind vorübergehend nicht abrufbar. Die Seiten werden überarbeitet." Na da hoffen wir mal, daß diese Überarbeitung so nebenbei nicht auch eine nachträgliche Veränderung zuvor verbreiteter Inhalte bedeutet. So viel schon einmal zur Verlässlichkeit verbreiteter "Informationen" aus dubiosen Quellen.

Zur Qualifikation des "HESSISCHEN LANDESVERBANDES MOBILFUNKSENDERFREIE WOHNGEBIETE e.V. (HLV)" heisst es außerdem, dieser befasse sich "seit über sechs Jahren mit dem Monitoring der Mobilfunkthematik".

Das Wort "Monitoring" dient womöglich der Verschleierung. Als seien da ausgewiesene Kommunikationsexperten und Fachleute am Werk. Vielmehr dürfte sich der HLV seit über sechs Jahren mit dem Selektieren ihm genehmer Daten und Informationen befassen, aus denen sich in gewohnter Manier eine Verschwörungstheorie zusammenbasteln lässt. Wohin solches Selektiv-Denken führt, lässt sich meiner Ansicht nach im Schreiben des Alfred Tittmann exemplarisch nachlesen. Die wie ich finde extremistische Sprache (diese ist u.a. dadurch gekennzeichnet, daß sie einen möglichen Dialog von vornherein unterbindet, indem dem Gesprächpartner Schuldzuweisungen und Unterstellungen untergeschoben werden), beispielhaft hierfür:
- einige wirr verschachtelte Behauptungen über beteiligte Personen bei der Interphone Studie,
- die altbekannte Behauptung vom "Freilandversuch am Menschen",
- die Fantasie von der angeblichen "EMF-Verseuchung", und
- die aus der Luft gegriffenen Zusammenstellungen von den "vielen Erkrankungen und Krebsfällen (z.T. mit Todesfolgen)",
verbunden mit dem Vorwurf, dem Gegenüber fehle es am Willen des Einsatzes für "konkrete Prävention", zeigen dies exemplarisch. Besonders die zuletzt genannte, ohne irgendeinen Beweis hingeschriebene Auflistung von Orten mit "Krebsfällen (z.T. mit Todesfolgen)" könnte man, würde sie in der Bevölkerung akzeptiert und geglaubt werden, als eine ansehen, die auf die Störung des inneren Friedens des Gemeinwesens zielt. So etwas ohne Nachweis (!) in die Gegend zu posaunen stellt nach meiner Meinung eine Grenzüberschreitung dar.

Das BfS geht übrigens auf diese Dramatisierungen in bemerkenswert sachlicher Weise ein:

"Vielfach wird unterschätzt, wie häufig Krebsneuerkrankungen oder Sterbefälle in der Bevölkerung auftreten. Etwa jede vierte Todesursache ist Krebs. (...) Berücksichtigt man die Vielzahl der möglichen regionalen Bezüge, ist aufgrund der kleinen Fallzahl ein zufälliges Zusammentreffen von einigen Fällen in irgendeiner Region sicher, selbst wenn dies für jede einzelne, a priori definierte kleinräumige Region höchst unwahrscheinlich ist."

Ein klares Wort auch wird dem HLV-Mann aus dem Strahlenschutzamt zuteil, was die berühmten "Kasuistiken" aus einer ganz bestimmten Quelle betrifft:

"In diesem Zusammenhang erwähnen Sie auch den 'Ordner mit über 702 Seiten', der u.a. meinem Haus von Frau Dr. Waldmann-Selsam vorgelegt wurde. Gut dokumentierte Fallbeispiele können eine wichtige Erkenntnisquelle in der Medizin sein, aber -wie Sie selbst zitieren- entscheidendes Kriterium muss auch hier die Qualität und die Belastbarkeit der Datenbasis sein. Symptomlisten, nicht objektivierte Selbstbeschreibungen von Betroffenen oder bestimmte Erklärungsmuster vorgebende 'Elektrosmog-Fragebögen' sind nicht geeignet, ursächliche Zusammenhänge zu belegen. Sie helfen auch nicht der im Interesse der betroffenen Personen notwendigen Ursachenfindung im Einzelfall."

Mit diesen deutlichen und unaufgeregten Worten sollte man es von Seite des BfS gegenüber dem "Experten" des obskuren "HLV" belassen. Dies nur als Empfehlung.

Tags:
Extremismus, Kasuistiken, Selbstüberschätzung, Tittmann, Wutbürger, Rundbrief, Amateur, Brief, Inquisitor, HLV, Kollektiv, Weiss


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