25'000 EHS: Klaus Buchner 2018 reloaded (Berichtigungen)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.12.2018, 22:20 (vor 1934 Tagen) @ H. Lamarr

Das ist schon ziemlich unverschämt: Sehr spät, nämlich erst am 20. September 2016 springt die sogenannte Kompetenzinitiative noch auf den Zug auf und behauptet dreist, 25 000 Menschen oder mehr leben teilweise seit Jahren im Keller ihres Hauses oder sogar im Wohnwagen im Wald - in Frankreich sollen es 70 000 Menschen sein; dort fordern deshalb Gewerkschaften nun z.B. auch mobilfunkfreie Aufenthaltsräume im Betrieb.

Zur Erinnerung: Bereits am 6. August 2015 hat das Bundesamt für Strahlenschutz das von einem Journalisten frei erfundene Märchen von den 25'000 "Elektrosensiblen" (in Deutschland) öffentlich dementiert.

Klaus Buchner, inzwischen in den Vorstand der sogenannten Kompetenzinitiative aufgerückt, erzählte im Dezember 2018 unbeirrt aller Kritik sein Märchen von den 25'000 aufs Neue. Der ÖDP-Politiker trat auf Einladung der ÖDP Aschaffenburg im Dorfgemeinschaftshaus Eichenberg auf, und ließ die 150 Zuhörer (Angabe des Veranstalters) u.a. wissen:

Prof. Buchner nannte Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus oder Gedächtnisstörungen als mögliche Beschwerden von Menschen, die Funkstrahlen ausgesetzt sind. Ein nicht zu unterschätzender Teil der Bevölkerung reagiert sensibel darauf. „Es handelt es sich nicht um ein Problem von einigen wenigen, sondern um eine Volkskrankheit, die Millionen Menschen betrifft“, so der Europaabgeordnete. 25.000 Betroffene sind so verzweifelt, dass sie im Keller ihres Hauses leben oder in strahlungsarme Gebiete umgezogen sind.

Was Buchner sonst noch vom Leder zog steht in diesem Bericht auf Main-Echo.

Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, das BfS ließ Buchner diesmal aus dem Spiel. Denn diesen faulen Zahn hatte ihm das IZgMF 2015 gezogen. Offensichtlich ist der Europaabgeordnete der ÖDP jedoch ein zäher Bursche, dem jeder Zahn einzeln gezogen werden muss, denn das Märchen von den 25'000 Elektrosmogopfern erzählt er mit neuen Ausschmückungen weiter. Googlefreund Buchner alle faulen Zähne ziehen zu wollen ist freilich ein hoffnungsloses Unterfangen, denn zieht man einen, wachsen ihm unverzüglich zwei neue nach.

Bemerkenswerter als Buchners Vortrag ist der Umstand, dass er diesmal sogar von der Lokalpresse verschmäht wurde. Denn auch der einsame Bericht auf Main-Echo ist nicht das Werk eines Journalisten, sondern ein Text des Aschaffenburger ÖDP-Granden Schmitt (Pseudonym Imker). Man muss freilich genau hinsehen, um zu erkennen, dass der Bericht in der Rubrik "Unser Echo" steht. Diese Rubrik ist eine Verlautbarungsplattform für alle Vereine, Verbände, Organisationen, nicht-kommerziellen Gruppen aus dem Verbreitungsgebiet des Main-Echo.

Buchner befindet sich bereits im Wahlkampf, im Mai 2019 versucht er auf Listenplatz 1 der ÖDP zum zweiten Mal den Sprung ins Europaparlament. Doch Buchner redet mit gespaltener Zunge. Töne wie im Dorfgemeinschaftshaus Eichenberg verkneift er sich in Brüssel zu 100 Prozent, dort trat Buchner kein einziges Mal als Mobilfunkgegner in Erscheinung. Auch in den Leitlinien der ÖDP zur Europawahl ist Buchners seltsames Leidenschaftsthema kein Thema. Ich erkläre mir den offenkundigen Widerspruch damit, dass es für die ÖDP nach der Pleite bei der jüngsten Landtagswahl in Bayern auf europäischem Parkett knapp werden könnte. Da es bei der Europawahl auf jede Stimme ankommt, buhlt Buchner notgedrungen krachend wie eh und je um die Gunst der wenigen verbliebenen Mobilfunkgegner. Auch wenn er diese nur als Steigbügelhalter sieht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Gerücht, Buchner, Ko-Ini, ÖDP, Wahlkampf, Keller, Aschaffenburg, Volkskrankheit, Europawahl


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