Wie Impfgegner Wakefield selbst seine Niederlage ummünzt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 03.10.2016, 14:37 (vor 2754 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Auch Elektrosmoggegner schleichen sich auf leisen Sohlen in Filmfestivals, um dort ihre Desinformation von Ahnungslosen prämieren zu lassen. Zuletzt mit diesem Werk. Bislang erkannte leider noch keine Festivalleitung, dass sie mit solchen Filmen für dumm verkauft und mit kommerziellen Absichten instrumentalisiert wird. Der Film "Thank you for Calling" wäre ein guter Testkandidat gewesen, nach der heftigen Kritik an diesem Anti-Mobilfunk-Streifen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass Filmemacher Klaus Scheidsteger damit bei einem Festival erfolgreich vorstellig wird. Sein Film gehört aus meiner Sicht nicht ins Kino, sondern in Journalistenschulen: als Musterbeispiel für Desinformation.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt

Es verdient Respekt, dass Robert De Niro den Film des Fälschers und Impfgegners Andrew Wakefield aus dem Programm des Tribeca Film Festivals gestrichen hat. Doch schon die Debatte hilft der Selbstinszenierung des Quacksalbers. Ein Kommentar von Jana Schlütter.

(Auszug)

Wakefield ist eine Galionsfigur der Impfgegner, unbeirrt zitieren sie seine Studie aus dem Jahr 1998, die nicht nur widerlegt wurde, sondern bewusst manipulierte Daten enthält.

Wakefield stand erneut im Rampenlicht

Entsprechend scharf war die Kritik. Wissenschaftler, Journalisten und Doku-Filmer sorgten innerhalb von 24 Stunden für einen Shitstorm. De Niro verteidigte zuerst seine Entscheidung. Das Festival sei eine „Plattform, kein Richter“. Vor Kontroversen schrecke man nicht zurück. Aber es gehe nicht um eine Meinung, sagte unter anderem der Medizinjournalist Michael Specter vom „New Yorker“. Es sei vielmehr, „als würde Leni Riefenstahl einen Film über das Dritte Reich drehen“. Es sei schändlich, das ehrbare Festival dafür herzugeben. De Niro hörte zu, sah sich die Fakten der Forscher an, beriet sich mit seinen Kollegen – und strich den Film. Für diese Aufgeschlossenheit gebührt ihm Anerkennung.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Wakefield steht einmal mehr im Rampenlicht. De Niros Rückzug sei ein Beweis, „wie wirtschaftliche Interessen die freie Rede, die Kunst und die Wahrheit zensieren“, verkündet er. Dabei verbreitet Wakefield eine Paranoia, die nur ihm selbst nützt – nicht aber den autistischen Kindern und ihren Eltern.

Kommentar: Ersetze Impfgegner durch organisierte Mobilfunkgegner und es passt trotzdem. Die Duplizität der Ereignisse ist verblüffend. So wie Impfgegner unbeirrt Wakefields Scheinstudie zitieren, zitieren organisierte Mobilfunkgegner liebend gerne mit "Reflex" eine Anti-Mobilfunk-Studie, die unter begründetem Fälschungsverdacht steht und trotz mehrerer Versuche nicht erfolgreich wiederholt werden konnte. Wakefield brachte seine Studie 1998 heraus, "Reflex" zog später nach.

Unser Mann heißt mit vollem Namen Andrew Jeremy Wakefield. In den Tabakdokumenten gibt es derzeit zu "Wakefield A J" 5 Treffer, zu "Wakefield AJ" 36 Treffer und zu "Wakefield A" 119 Treffer.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Reflex, Tabakdokumente, Filmfestival, Autismus, Filmemacher, Quacksalber, Niederlage, Kontroverse, Impfgegner, Goldenes Brett, Wakefield


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