21 Falschmeldungen über "20 Mediziner" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.02.2015, 22:40 (vor 3323 Tagen) @ KlaKla

Von den 20 Mediziner kommen gerade mal sechs aus Stuttgart

Im www findet die Meldung von den 20 Medizinern derzeit 21-mal, wer nach "Ärztearbeitskreis digitale Medien Stuttgart" "20 Mediziner" sucht.

Das ist für die 20 Mediziner toll.

Doch es sind gar nicht 20, sondern nur 19, wie jeder leicht feststellen kann, der z.B. die Liste von "KlaKla" durchgeht oder sich den "offen Brief" bei Diagnose-Funk angelt (PDF) und dort durchzählt.

Wie kann den Ärzten so etwas passieren, was normalerweise selbst Erstklässler gebacken kriegen?

Erfahrungsgemäß passiert so etwas, wenn im letzten Moment einer nicht unterschreiben möchte und niemand mehr daran denkt, die irgendwo genannte Anzahl 20 auf 19 zu berichtigen. Im "offenen Brief" wird von "20 Medizinern" nicht geredet, der Brief kann daher nicht Stein des Anstoßes sein. Und dass sich Journalisten reihenweise beim Abzählen der Namensliste im "offenen Brief" gleich verzählt haben, das glauben nur welche, die auch glauben, Buchhalter würden Bücher halten. Nein, die Quelle der 20-Mediziner-Falschmeldung ist Dr. J. Schmid, der in seiner Pressemitteilung zum "offenen Brief" vom 16.10.2015 den Wurm gleich in der ersten Textzeile hineingebracht hat.

Dass niemand nachgezählt hat mag daran liegen, dass Ärzte Vertrauenspersonen sind, denen man solche Fehler nicht zutraut. Geglaubt haben ihm alle, die Gegenprobe zu obiger Abfrage mit "19 Mediziner" bringt (leider) keinen einzigen Treffer hervor. Wer der Nichtunterzeichner ist, falls meine Vermutung stimmt, weiß Dr. Schmid.

Hintergrund
Auf den Trichter, die 20 Mediziner abzuzählen, hat mich Susanne Donner gebracht. Denn sie behauptet in ihrem Artikel über "Elektrosensible":

Fachkundigen Beistand bekamen sie [die "Elektrosensiblen", Anm. spatenpauli] im Oktober 2014 von dem Hirnforscher Manfred Spitzer. Er sprach sich in einem offenen Brief des Ärztearbeitskreises Digitale Medien Stuttgart gegen den Ausbau des WLAN-Netzes und die Ausbreitung von digitalen Medien an Schulen aus.

Wer den "offenen Brief" kennt, weiß, dass diese Darstellung falsch ist, Spitzer wird darin lediglich zitiert, selber meldet er sich nicht zu Wort. Verbindlich weiß ich das aber erst, nachdem ich mir die Rolle Spitzers in dem "offene Brief" noch einmal angesehen habe und ihn nicht auf der Liste der Unterzeichner fand. Donners Fehler führte also zur Entdeckung von Schmids Fehler. Dass Prof. Spitzer sich zuerst mit den 19 Alarmärzten eingelassen hatte, dann kalte Füße bekam und ausstieg, er also der unbekannte 20. Mediziner ist, ist unwahrscheinlich, völlig von der Hand zu weisen ist diese Spekulation jedoch nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Strolche, Falschmeldung, Brief, Mediziner, Spitzer, Arbeitskreis, Fischern


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