In Rededuellen zwischen Kritikern und Seligsprechern der Mobilfunktechnik ist es beliebtes Spiel beider Seiten, mit plakativen einfach zu verstehenden Analogien Leser oder Zuhörer für sich zu gewinnen. Eine bei den Verteidigern besonders beliebte Analogie betrifft angebliche übervorsichtige Warnungen vor der so genannten Eisenbahnkrankheit. Bei näherem Hinsehen gerät diese Analogie jedoch ins Zwielicht (22.03.07).
Sind Mobilfunkkritiker technikfeindliche Reichsbedenkenträger? Um diesen Eindruck zu erwecken greifen Kritiker der Mobilfunkkritiker gerne eine Anekdote aus alten Tagen auf: Derzufolge haben Ärzte bei der Einführung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert davor gewarnt, die rasend hohe Geschwindigkeit der ersten Züge – seinerzeit waren dies etwa 30 km/h – sei für die Passagiere gefährlich, sie bekämen die Eisenbahnkrankheit. Beispiele für diese Form der Argumentation finden sich in Google. Weil sie plausibel klingt entfaltet die Begebenheit mit ziemlicher Sicherheit die gewünschte Wirkung. Schließlich weiß heute jeder, dass die Sorgen und Ängste von damals völlig gegenstandslos waren. Und geht es nach den Verteidigern, liegt die Analogie nahe, dass auch unsere heutigen Sorgen und Ängste vor Funkfeldern von unseren Nachkommen dareinst nur belächelt werden. Aber: Wer sagt eigentlich, dass die Geschichte von der Eisenbahnkrankheit überhaupt stimmt?
Wir wollten es genau wissen und fragten bei der Deutschen Internetbibliothek an, einer modernen Bildungseinrichtung, die mit dem Slogan verblüfft: Wir beantworten Ihnen alle Fragen - ganz gleich, aus welchem Wissensgebiet. Und dies – unvorstellbar – auch noch unentgeltlich innerhalb von zwei Werktagen.
Unsere Frage: Stimmt das ...
Es wird immer wieder behauptet, bei der Einführung der Eisenbahn hätten seinerzeit Ärzte davor gewarnt, dass das hohe Tempo eines Passagierzuges (30 km/h) den Passagieren schaden würde.
Stimmt das, gab es diese Warnungen wirklich?
Antwort der Deutschen Internetbibliothek
Diese Behauptung ist umstritten. Zwar führt Klaus Krug in seinem Beitrag zu den Merseburger Ringvorträgen - Die Dampfmaschine – der Motor der Industriellen Revolution - auf Seite 22 aus, dass das "Bayrische Obermedizinalkollegium" vor einer Gehirnkrankheit warnte, die sowohl bei den Reisenden, als auch bei den Betrachtern des fahrenden Zuges aufgrund der hohen Geschwindigkeit auftreten sollte.
Klaus Krug - Die Dampfmaschine – der Motor der Industriellen Revolution
http://opus.fh-merseburg.de/opus/volltexte/2003/52/pdf/Schutz-RV1-Krug-Beitrag-06.pdf
Doch dem widerspricht der Artikel auf Zeit-Online "Physiologie der Raserei"
http://www.zeit.de/2005/37/T-Geschwindigkeit vom 08.09.2005. Dort lesen Sie:
"Anlässlich der Eröffnung der ersten deutschen Bahnverbindung am 7. Dezember 1835 zwischen Nürnberg und Fürth warnte angeblich das bayerische Obermedizinalkollegium: Bahnfahrten schneller als 30 Kilometer pro Stunde würden bei den Reisenden wie bei den Zuschauern unfehlbar schwere Gehirnerkrankungen, eine Art Delirium furiosum, erzeugen. Doch diese Warnung ist erfunden. Bahnhistoriker wie Wolfgang Mück konnten kein Obermedizinalkollegium in Bayern um 1835 entdecken. Das Gerücht geht wohl auf eine Polemik des national gesinnten Historikers Heinrich von Treitschke zurück. Gleichwohl führte Hitler die vermeintliche Bahnkritik in seinem Buch Mein Kampf als Beispiel für Technikfeindlichkeit an."
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