Wer in der Zeitung liest, die Bayerische Landesärztekammer hätte schon 2005 bekundet, der medizinische Beweis für Gesundheitsschäden durch Mikrowellen weit unterhalb gültiger Grenzwerte sei erbracht, der sollte dieses vermeintlich schlagende Argument in der Mobilfunkdebatte tunlichst gleich wieder vergessen. Denn wer damit arbeitet, verbreitet nur eine Falschmeldung. Wie die Bayerische Landesärztekammer auf Anfrage bestätigt, hat sie zu keinem Zeitpunkt eine derartige Aussage getroffen (18.08.07).
Am 11. März 2007 versammeln sich rund 200 Bürgerinnen und Bürger zu einer öffentlichen Großveranstaltung in der Festhalle des Oberfränkischen Städtchens Tettau (Landkreis Kronach). Nur ein einziges Thema steht auf dem Veranstaltungsplan: Wie gefährlich ist Mobilfunk? Referenten sind Martin Liepe, technischer Sachverständiger des TÜV Süd und Dr. med. Gerd Kleilein, Mitinitiator des Coburger Ärzteappells gegen Mobilfunk. In der Ankündigung auf der Website der Gemeinde heißt es, Betroffene werden live über ihre gesundheitlichen Störungen berichten. Eine typische Mobilfunk-Veranstaltung also, wie sie besonders in den südlichen Bundesländern gang und gäbe ist. Wer an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, wird am 13. März von der Neue Presse Coburg mit dem Artikel “Grenzwerte müssen runter” auf den aktuellen Stand gebracht.
Die Entstehung eines Gerüchts
Der Zeitungsartikel zitiert Liepe mit den Worten: ”Die Regierung halte sich daran fest, dass alle internationalen und nationalen Gremien keinen Anlass sehen würden, eine Absenkung der Grenzwerte zu empfehlen. Die Bayerische Landesärztekammer hingegen hätte sich im Jahre 2005 dahingehend geäußert, dass der medizinische Beweis für Gesundheitsschäden durch Mikrowellen weit unterhalb gültiger Grenzwerte erbracht sei. 'Aktuell existiert kein sicherer unterer Grenzwert mehr', zitierte Liepe die Landesärztekammer."
Gut vorstellbar, dass diese Worte des TÜV-Mannes bei den Besuchern der Veranstaltung tiefen Eindruck hinterlassen haben. Wenn selbst eine Landesärztekammer die gegenwärtigen Grenzwerte als unsicher einstuft, dann dürfen die Bedenken hinsichtliche Gesundheitsgefährdungen durch Mobilfunk keinesfalls länger in den Wind geschlagen werden. Ärzte genießen noch immer hohes Ansehen in der Bevölkerung, erst recht eine von Ärzten geschaffene Körperschaft des öffentlichen Rechts, wie Landesärztekammern es sind.
Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) freilich thront nicht unerreichbar im Olymp, sondern in der Mühlbaurstraße 16 der Bayerischen Landeshauptstadt. Erwähnenswert ist dies deshalb, weil uns die Aussagen, die Martin Liepe der BLÄK zugeschrieben hat, reichlich spanisch vorkamen – weil zuvor nie gehört. Und weil das IZgMF von faktengestützter Mobilfunkkritik viel hält, von Panikmache aber rein gar nichts, fragten wir kurzerhand bei der BLÄK nach, ob die Kammer sich im Sinne von Liepe tatsächlich einmal festgelegt hat.
IZgMF-Anfrage an die BLÄK
Frage 1) Hat die Bayerische Landesärztekammer jemals geäußert, der medizinische Beweis (!) für Gesundheitsschäden durch Mikrowellen weit unterhalb gültiger Grenzwerte sei erbracht?
Frage 2) Hat die Bayerische Landesärztekammer jemals geäußert, aktuell gäbe es keinen sicheren unteren Grenzwert mehr?
Dementi der Bayerischen Landesärztekammer im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Schall,
danke für Ihre Anfrage, die ich ihnen wie folgt beantworte:
1. Die BLÄK hat weder 2005 noch zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt eine derartige Aussage zum Mobilfunk bzw. Mikrowellen getroffen.
2. Auch hat die BLÄK sich nicht zu “Grenzwerten” geäußert. Dies könnte sie auch nicht, da die BLÄK keine medizinisch-wissenschaftliche "Ober-Fachbehörde" darstellt.
Meine Recherchen im Internet haben allerdings gezeigt, dass es ärztliche Fortbildungsveranstaltungen zu diesem Thema gibt, die von der Kammer mit Punkten versehen werden. Dies heißt jedoch nicht dass die BLÄK die Aussagen in diesen Veranstaltungen "bewertet". Mehr zum Thema Fortbildungspunkte auf www.blaek.de/Fortbildung
Am 26.09.2005 befasste sich der Landesgesundheitsrat Bayern (LGR), in dem die BLÄK Mitglied ist, mit der Thema Mobilfunk und Gesundheit. Außerdem gab es ein Fachgespräch zum Thema Gesundheitliche Auswirkungen der elektromagnetischen Felder des Mobilfunks – Befundberichte, an dem ein Kammervertreter Teil nahm.
Gerne hätte ich gewusst, wie der im Artikel genannte Hr. Liepe zu seinen Behauptungen kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Nedbal
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Leiterin der Pressestelle,
Bayerisches Ärzteblatt und Internet
Bayerische Landesärztekammer
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: +49 89 4147-714
Fax: +49 89 4147-713
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